Handwerker wollen anpacken und mitmachen

Lösungen aus dem Handwerk für das Handwerk ließen staunen

Unter dem Motto „Lösungen aus dem Handwerk für das Handwerk“ fand am 09. November der 2. Kreativclub initiiert durch die Kreishandwerkerschaft der Region Meißen und die Staatliche Studienakademie Riesa in Zusammenarbeit mit dem KREATIVESSACHSEN statt.

Begrüßt wurde die Teilnehmerschaft aus Handwerk und Kreativbranche vom stellvertretenden Handwerksmeister Thomas Möbius. Dieser vertrat den Kreishandwerksmeister Peter Liebe, da dieser gerade voll umfänglich in die Vorbereitungen des Weihnachtsgeschäftes eingebunden ist. So wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung die Herausforderung des Fachkräftemangels sichtbar.

Seinen einleitenden Worten schloss sich dann der erste Lösungsbringer aus dem Handwerk an.  Walter Stuber, „Mutmacher“ und geschäftsführender Gesellschafter der Spezialgerüstbaufirma Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH aus Roßwein. Mit einem sprichwörtlichen Sack voller Ideen stellte er konkret an seinem Unternehmen das Lösungswerkzeug für das Handwerk vor. Er stellte klar heraus, dass Marketing und somit die Anwerbung neuer Mitarbeiter und Nachwuchskräfte Geld koste. Das sei nicht immer eine große Investition, doch man müsse den Mut haben und sich auch mal etwas trauen und ausprobieren. Walter Stuber wirbt aktiv auf der Homepage, in verschiedenen sozialen Netzwerken und auf eigenen Autos des Fuhrparks für Praktika- und Arbeitsplätze. Dann packte er eine Kampagne nach der nächsten aus. Angefangen vom Zollstock und Postkarten, beeindruckte er dann mit einer Initiative durch Babystrampler für Neugeborene, die gleichzeitig auch einen „Ausbildungsvertrag“ erhielten. Sein Engagement den Jüngsten gegenüber geht aber noch weiter. So ließ er Malbücher mit verschiedenen Handwerksberufen erstellen. Der Gerüstbauberuf ist selbstverständlich auf Seite eins zu finden. Das ist für seine Initiative natürlich ganz wichtig. Auch müsse man die junge Generation, die ein hohes Umwelt- und Klimabewusstsein hat abholen. In Farben seines Unternehmens entwickelte er dazu eine Broschüre, die in Schulen ausliegt. Mitarbeiter, die neue Mitarbeiter anwerben und über die Probezeit dem Betrieb erhalten bleiben, werden beispielsweise mit einem Gratis Mittagsessen pro Woche belohnt. Eine weitere Aktion nennt sich „Großeltern werben Enkel“, die sich bei erfolgreicher Vermittlung über eine Busreise freuen dürfen. Um mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen und den Beruf vertraut zu machen, wurden weitere mutige Formate und Ideen wie eine „Schnippeldisko“ ausprobiert. Auch der Umgang des Vorgesetzten mit den Mitarbeitern und die Ausstattung der Mitarbeiter mit sauberer und auch moderner Arbeitskleidung sei für die Mitarbeiterbindung und das Bild nach außen nicht unbedeutend. Viele Aktivitäten, die dem Unternehmer nicht nur zahlreiche Bewerbungen bringen sondern das Image in der Region steigert und „A-Bewerber aktiv aussuchen “ kann.

Eine Lösung für das Handwerk in Richtung Digitalisierung stellte die IN-Software GmbH vor. Neben der vereinfachten Rechnungslegung und der Verbuchung eingehender Rechnungen, erleichtere diese Software auch den digitalen Warenbezug über Großhändler. Unter den anwesenden Handwerkern war auch ein Betrieb, der diese Software bereits verwendet und die Zeitersparnis bestätigte.

Zu guter Letzt ging es um das Thema „Frauen.Können.Handwerk“. Jacqueline Hausotte, Steinmetzmeisterin, Inhaberin von zwei Unternehmen und Gründerinnen Preisträgerin 2021 wurde dazu digital zur Veranstaltung zugeschalten. Sie stellte ganz klar heraus, dass sie ihr Augenmerk bei der Mitarbeitersuche auf Frauen legt. Bisher hat ihr dies bewiesen, dass auch Frauen Handwerk können und mit der Begeisterung für den Beruf auch fähig sind, körperlich anzupacken. Ebenso wichtig ist ihr, dass neue Mitarbeiter in das Team passen. Sie scheue sich nicht davor, in Zeiten des Fachkräftemangels sich auch von Mitarbeitern zu trennen, wenn es im Team nicht harmoniere. Wertschätzung, eine gesunde Informationspolitik gegenüber den Mitarbeitern und spannende Projekte für und mit den Mitarbeitern sind ihr in der Unternehmensführung wichtig.

Eine rege und wertschätzende Diskussion entwickelte sich unter den Teilnehmern zum Thema Frauen im Handwerk. So äußerte der eine oder andere Teilnehmer aus dem Handwerk, willig zu sein, Frauen auszubilden und einzustellen. Jedoch sei der Beruf an stellen wie den überbetrieblichen Schulen teilweise gar nicht für Frauen ausgelegt. So mangele es z.B. an Umkleiden und Sozialtrakten für Damen. Das ließ einige Teilnehmer staunen.

Eine weitere potentielle Zielgruppe für das Handwerk seien Studienabbrecher, die man verstärkt für das Handwerk begeistern sollte, bevor sie zumeist in die Industrie abwandern. Auch Eltern müssen überzeugt werden, dass ein Handwerksberuf für den Nachwuchs Perspektiven bietet. Handwerk umfasse nicht nur schwere körperliche Arbeit, Handwerk erhalte gesund und die Wahrscheinlichkeit eines Burn-outs sei gemindert. Handwerk umfasse zudem anspruchsvolle Managementaufgaben. Einig waren sich alle: Handwerk ist toll, aber das Image muss aufpoliert werden.

In diesem KreativClub wurde auch nochmal auf den Wettbewerb „BESSER MACHEN!IdeenJam für das Handwerk von morgen in der Elberegion Meißen“ hingewiesen und Mut zur Beteiligung gemacht.

Das Handwerk braucht Innovationstreiber, Problemlöser und Ideengeber von außen, um wirklich zukunftsfähig zu werden. „BESSER MACHEN!IdeenJam für das Handwerk von morgen in der Elberegion Meißen“ sucht Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die erste Konzepte, kreative Ideen und Lösungen für ein zukunftsfähiges Handwerk entwickeln. Der IdeenJam zielt darauf ab, die Kreativschaffenden als Ideengeber und das Handwerk als Nutzer an einen Tisch zu bekommen, um durch diesen Austausch konkrete und passgenaue Ideen und Konzepte anzubahnen. Die Lösungsansätze innerhalb dieses Wettbewerbs unter Zusammenarbeit mit einem Handwerksbetrieb der Region Meißen können noch bis 28. November 2021 eingereicht werden. Die 10 besten Ideen werden in einem kostenfreien eintägigen IdeenCamp im Januar 2022 zu konkreten Projekten weiterentwickelt und in einer Abschlussveranstaltung mit insgesamt 10.000 Euro prämiert.

Weiter Informationen, Daten, Fakten und Termine unter: www.kreatives-sachsen.de/ideenjam/

Text: KHS Region Meißen (inno-handwerk.de)

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