Innovationsprojekt „Prozess-Werkstatt“: Was erwarten die beteiligten Handwerksbetriebe?

Wie lassen sich durch verbesserte Abläufe Mitarbeitende entlasten, Aufgaben vereinfachen und Zeit einsparen? Diese Frage spielt – vor allem im Hinblick auf den akuten Fachkräftemangel – im Handwerk eine immer größere Rolle. Antworten darauf soll u.a. das Projekt „Prozess-Werkstatt“ finden, das vom Leipziger Unternehmen CONOSCOPE und der Universität Leipzig im Rahmen des Förderprogrammes „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ realisiert wird.

Nachdem im 2021/2022 umgesetzten Projekt „Prozess-Handwerk“ Fertigungsabläufe in Bäckereien mit digitaler Technik aufgezeichnet und analysiert wurden, dreht sich auch im Anschlussprojekt alles weiter um das Thema Prozesse. Dabei ist geplant, die Arbeitsabläufe in Handwerksbetrieben aus verschiedenen Branchen mit Hilfe von Kameras und Tracking-Sensoren zu erfassen. In der anschließenden Auswertung werden Probleme aufgedeckt und konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung abgeleitet. Die Erkenntnisse aus diesen Schritten fließen in den Aufbau einer Prozess-Werkstatt ein, die bis 2025 als Anlaufstelle für Handwerker im alten Rittergut in Riesa entstehen soll.

Für das Projekt konnten als Partner drei Handwerksbetriebe mit ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern gewonnen werden: die Bäckerei und Konditorei Liebscher, der Baubetrieb Brumm Bau GmbH sowie das Metallverarbeitungsunternehmen Stratos GmbH. Alle Betriebe sind mittelständische Handwerksunternehmen, die in der Elberegion Meißen ansässig und tätig sind.

Die beteiligten Handwerksbetriebe

Brumm-Bau GmbH

  • Baubetrieb seit 2002, gegründet durch Ingolf Brumm
  • über 60 Mitarbeitende (z.B. Bautechniker, Meister, Werkpoliere)
  • Ausbildungsbetrieb für Maurer, Trockenbauer, Hochbaufacharbeiter
  • Fokus: Instandsetzung und Rekonstruktion von Wohn-, Gewerbe- und Verwaltungsgebäuden sowie von denkmalgeschützter Bausubstanz (z.B. Barockbauwerk Dresdner Zwinger, Residenzschloss Dresden)

Stratos GmbH

  • Familienunternehmen
  • 1896 in Dresden als Hersteller für Stanzmesser und –Werkzeuge gegründet
  • Fokus: Metallbearbeitung (z.B. Schneiden, Schweißen, Fräsen, Zerspanen, Stanzen) und Herstellung von Gehäusen/Gehäuseteilen, Blenden, Verteilerschränken, etc.
  • Zulieferer für Maschinen- und Anlagebau, Baugewerke (z.B. Sanitär/Heizung/Elektro), Automobilindustrie, Medizintechnik

Bäckerei und Konditorei Liebscher

  • Gründung 1970 durch Brigitte und Werner Liebscher, heute in zweiter Generation geführt
  • Handwerksbäckerei und Konditorei mit über 30 Mitarbeitenden und Filialen in Weinböhla, Moritzburg, Radebeul, Coswig und Meißen
  • breites Sortiment von Broten, Brötchen, Kuchen, Torten und Desserts
  • Fokus auf traditionelles Handwerk und Regionalität (z.B. in Bezug auf Rohstoffe)
Erster Schritt: Wie ist die Ausgangslage in den Betrieben

Ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung ist es, den Status Quo in den beteiligten Handwerksbetrieben aufzunehmen und konkrete Ziele für die Prozessanalyse abzuleiten. Dafür wurden im persönlichen Gespräch mit den Handwerkern und bei Besuchen vor Ort die Erwartungen und Möglichkeiten besprochen. Dabei zeigt sich: In allen Betrieben besteht der Wunsch, die knappe Ressource „Zeit“ möglichst gut zu nutzen und Mitarbeitende durch Veränderungen zu entlasten. Im Arbeitsalltag fehlen aber die Gelegenheiten, Ansätze zur Verbesserung herauszufinden und die Umsetzung zu erproben.

Hier setzt das Projekt „Prozess-Werkstatt“ mit innovativen Methoden und moderner digitaler Technik an. Eine Herausforderung dabei: Die Arbeitsabläufe und die Voraussetzungen für die Erfassung unterscheiden sich aufgrund der verschiedenen Tätigkeitsfelder der Betriebe stark. Um eine reibungslose und detaillierte Aufzeichnung sowohl in einer Backstube als auch in einer Produktionshalle und auf einer Baustelle zu gewährleisten, muss die Herangehensweise individuell angepasst werden. Dafür ist eine gründliche Vorbereitung und vor allem die Besichtigung der Produktionsbereiche in allen beteiligten Betrieben absolut notwendig. Mit Fotos der wichtigsten Arbeitsstationen und Informationen zu den planmäßigen Abläufen wurde dabei die Ausgangssituation dokumentiert.

Wie geht es danach weiter?

Als nächste Schritte stellen sich im Projekt folgende Fragen:

  • Welche technische Ausstattung eignet sich am besten für die Aufzeichnung der Prozesse?
  • Welche Anforderungen ergeben sich aus den Beobachtungen in den Betrieben?
  • Was muss beim technischen Setup beachtet werden?

Lesen Sie dazu hier bald mehr!

Text: Jessica Vogl (CONOSCOPE GmbH), Fotos: Pexels, Pixabay, Shutterstock, Grafik Diana Kammer