Ein Reallabor für das Rittergut
Staatliche Studienakademie Riesa holt zahlreiche assoziierten Partner ins Boot
In der ersten Veranstaltung des Jahres 2024 konnte die Innovationsakademie des Handwerks der Elberegion Meißen e.V. insgesamt 36 Interessierte in der Staatlichen Studienakademie Riesa begrüßen. Prof. Dr. Ute Schröter-Bobsin stellte im Einführungsvortrag den Weg der Staatlichen Studienakademie Sachsen zur Dualen Hochschule Sachsen (DHSN) ab 2025 vor. Neben dem regulären Bachelorstudium kann künftig ein Masterabschluss erworben werden. Mit dem Hochschulstatus erhält die DHSN einen kooperativen Forschungsauftrag, wo Forschung in Kooperation mit Dualen Praxispartnern, der Wirtschaft oder der Verwaltung erfolgen kann.
Praxisintegrierte Lehre an der Staatlichen Studienakademie Riesa zugunsten des Rittergutes
Schon heute stellt die praxisintegrierte Lehre an der Staatlichen Studienakademie Riesa einen wichtigen Lehrinhalt dar, erläuterte Prof. Dr. Alexander Buchheim. Der Studiengang Energie und Gebäudetechnik beschäftigt sich mit der Durchführung der Planungsprozesse von gebäudespezifischen Anlagen. Studiengruppen zu je vier Studierenden erstellen „Planungsunterlagen“ und der Dozent übernimmt die „Bauherren-Rolle“. Das Rittergut bietet dafür eine vielfältige Versuchsfläche mit einer hohen Variabilität der Nutzungsanforderungen und Praxisbeispiele zur Sanierungsproblematik im Denkmalschutz in der unmittelbaren Nachbarschaft. Mit dem Projektansatz R³-Reallabor Rittergut Riesa entsteht aus der praxisintegrierten Lehre eine kooperative Forschung. Dazu hat die Studienakademie Riesa im November 2023 einen Fördermittelantrag bei der Deutschen Stiftung Umwelt (DBU)gestellt. In der 2,5jährigen Laufzeit des Projektes gilt es vier Schwerpunkte zu bearbeiten. Zunächst findet eine Analyse der Lehrinhalte statt. Hierbei gilt es modulübergreifende Zusammenhänge zu erfassen und diese ganz konkret zu definieren sowie eine Ermittlung der Integration von Bedarfen bzw. Möglichkeiten im Handwerk zu erfassen. Im zweiten Schritt erfolgt die Entwicklung von praxisorientierten Bildungsangeboten. Dazu zählen die Anpassung von Lernkomplexen und Lehrmaterialien, Workshops zwischen der Studienakademie und dem Handwerk sowie die Erstellung geeigneter Prüfungsleistungen. Im Ergebnis des Entwicklungsprozesses findet eine stufenweise Einführung statt. Letztendlich erfolgt eine Qualifizierung des Bildungsangebotes und eine modellhafte Übertragung und Vergemeinschaftung des Konzeptes. Zur Umsetzung des Projektzieles konnte die Studienakademie Riesa die assoziierten Partner red.energiedienst, GRIESCHE bad & heizung, ANWISA gebäude & energie, Stadtwerke Riesa und die Kreishandwerkerschaft Region Meißen für das R³ Reallabor gewinnen.
Klare Vorstellung zur Nutzung regenerativer Energien
Nach der Vorstellung des R³ Reallabors erläuterte der Regionalgebietsleiter Großenhain der SachsenNetze HS.HD GmbH Tilo Kadner die Perspektive von Sachsenenergie auf die zunehmende Nutzung regenerativer Energien. Die Energiewirtschaft befindet sich in einem umfassenden Wandel. Aus Sicht der SachsenEnergie sind die wichtigsten Handlungsfelder der Ausbau Erneuerbarer Energien für die Industrieversorgung und damit verbunden eine Wärmewende in der Region, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und eine Bilanzierung der Treibhausgasemissionen sicherzustellen. Dazu gehören der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, Gasnetz-Transformation und Stromnetzausbau sowie die Dekarbonisierung der Strom- und Wärmeerzeugung.
Die Werkleiterin Nünchritz der Wacker Chemie AG Dr. Jutta Matreux begann in ihrem Vortrag mit einem Zitat aus dem Energie- und Klimaplan der sächsischen Staatsregierung aus dem Jahr 2021 „Der Schutz unseres Klimas, die Veränderung unseres Energiesystems und die Anpassung an bereits bestehende beziehungsweise künftige Klimaveränderungen sind umfassende Aufgaben, denen wir uns gemeinsam als Gesellschaft stellen.“ Die Industrieunternehmen im Landkreis Meißen benötigen 9,4 % Strom und 3,4 % Gas des gesamtsächsischen Bedarfes. Auch die Industrie muss zukünftig neue Wege gehen und für einen grünen Energiemix stehen. Dafür haben sich neun Unternehmen aus dem Landkreis Meißen zur Energie- und Wasserstoffallianz im Industriebogen Meißen (EWI) zusammengeschlossen, um sich den zukünftigen Herausforderungen zu stellen. In den Unternehmen erfolgt eine Umstellung von erdgasbetriebenen Einrichtungen auf Wasserstoff und elektrische Energie. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Errichtung von Energieerzeugung durch Erneuerbare Energiequellen. Um diese Ziele zu erreichen ist ein Investitionsvolumen von 680 Millionen Euro erforderlich. Die Ziele sind den Wasserstoff als Energieträger der Zukunft für die Region technologisch und wirtschaftlich nutzbar zu machen, eine Umstellung auf klimaneutrale Produktion und diese Transformation aktiv mitzugestalten. Jutta Matreux benannte wofür die EWI-Unternehmen stehen. Die EWI-Unternehmen stehen voll und ganz hinter der Transformation und möchten diese so gestalten, dass sie die gesamte Gesellschaft mitnimmt und für alle erfolgreich wird. Die Verfügbarkeit von Grünstrom und Wasserstoff zu international wettbewerbsfähigen Preisen. Eine Planungssicherheit bezüglich Nutzbarkeit und Anschluss Industriebogen Meißen ans Wasserstoffnetz. Stabile Rahmenbedingungen zu Versorgungssicherheit, Menge, Qualität und Preis verbunden mit weniger Bürokratie bei Bund, Ländern und Kommunen.
Text & Fotos: Holger Mucke, KHS Region Meißen