Inno-Vorhaben Prozess-Handwerk

Wie wir handwerkliche Fertigungsabläufe mit digitaler Technik optimieren

Im Rahmen des Förderprojektes „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ haben sich die die Croissanterie Francke in Torgau und die Bäckerei und Konditorei Liebscher in Weinböhla mit dem Unternehmen CONOSCOPE aus Leipzig, der Universität Leipzig und dem FTZ der HTWK Leipzig zusammengetan, um handwerkliche Verarbeitungsprozes-se in Fertigungsprozessen in Bäckereien anhand digitaler Technik zu optimieren.

Die Bäckereien sind traditionelle Familienunternehmen, welche durch die baulichen Gegebenheiten der Backstuben ihre Produktion an der alten Gebäudestruktur ausrichten müssen. Eine weitere Herausforderung ist der Fachkräftemangel im Handwerk und damit einher-gehend der bestmögliche Einsatz der Mitarbeiter/-innen und die Optimierung der Fertigungsabläufe. Wirkung von kleinen Veränderungen abzuschätzen, Alternativen auszuprobieren oder Optimierungspotenziale zu erkennen, ist im Arbeitsalltag nicht einfach. Hier setzt unser Projekt mit digitaler Technik an und zielt auf die Optimierung von Arbeitswegen und -flächen sowie gesundheitlicher Aspekte ab.

Zu Beginn des Projekts und in Abstimmung mit den Bäckereien wurden entsprechende Kennzahlen definiert. Anschlie-ßend gilt es, die Produktionsprozesse in der Backstube zu erfassen. Um einen Überblick über alle Abläufe und Wege der Mitarbeiter/-innen zu erhalten, werden GoPro-Kameras in den Räumlichkeiten der Backstube eingesetzt, welche den gesamten Produktionsablauf aufzeichnen.

Zusätzlich kommen Kopfkameras und eigens entwickelte Basecaps zum Einsatz, welche die Mitarbeiter/-innen für einen definierten Zeitraum tragen. So wird die Produktion aus Sicht der Mitarbeiter/-innen aufgezeichnet und man erhält einen individuellen Einblick in die definierten Kennzahlen.

Der Vorteil von digitaler Technik ist, dass lange Zeiträume aufgezeichnet werden können, Analysen halbautomatisch umgesetzt und die Wirkung von Veränderungen simuliert werden. Vorteilhaft ist weiterhin, dass die Betriebsläufe gar nicht oder nur kaum gestört werden und für die Aufzeichnungen und Analysen weniger Zeit als mit herkömmlichen Verfahren eingesetzt werden muss.

Im Anschluss an die Datenerfassung kommt es zur Datenanalyse. Auf Basis der Aufzeichnungen werden einzelne Prozesse definiert und in wertschöpfende und nicht-wertschöpfende Tätigkeiten unterteilt. Im Rahmen der Optimierung wird geprüft, mit welchen Maßnahmen sich nicht-wertschöpfende Tätigkeiten reduzieren lassen. Weiterhin können die zurückgelegten Wegstrecken der Mitarbeiter/-innen in sogenannten Spaghetti-Diagrammen und Heat Maps festgehalten werden. So können Hotspots für Kollisionen und Wartezeiten identifiziert und korrigiert werden.

In unserem Projekt befinden wir uns aktuell genau an dieser Stelle. Die erste Runde der Datenerfassung wurde in beiden Bäckereien absolviert und die Datenanalyse hat begonnen. Zunächst wird geprüft, ob die Aufzeichnungen ausreichend sind oder Veränderungen in der Datenerfassung vorgenommen werden müssen. Im Oktober geht es für eine zweite Runde, zur Validierung der Daten, in die Backstuben. Damit erfolgt im kommenden Winter die finale Datenanalyse und im Frühjahr 2022 werden die Ergebnisse gemeinsam mit den Bäckereien diskutiert und mögliche Optimierungen der Produktionsprozesse besprochen.

Abschließend dient das Förderprojekt dazu, ein Dienstleistungskonzept und Handbuch zu entwickeln, um die Prozessanalyse generell für das Handwerk, also auch in anderen Gewerken als Bäckereien, nutzbar zu machen.

(Laura Oppermann)

Für mehr Informationen zum Projekt wenden Sie sich bitte an:
Laura Oppermann, CONOSCOPE GmbH
Tel.: 0341-47827112